2030 sollen in der EU ca. 111 GW Offshore-Windkraft installiert sein, bis 2050 sogar 317 GW (aktuell 30 GW). Dafür müßten ca. 20 GW/a produziert werden (aktuell 7 GW/a).

Dazu braucht es doppelt so viele Stromkabel, mehr als dreimal so viele Arbeiter und Umspannwerke. Hinzu kommen Engpässe bei Fundamentherstellern und Installationsschiffen. Die Hälfte der weltweiten Schiffsflotte ist nicht einsetzbar, weil sie nur für kleinere Turbinen ausgelegt ist. Eine neue Flotte kostet ca. 13 Mrd. Dollar und muß erst gebaut werden. Auch neue Turbinen- und Kabelfabriken, Hafeninfrastruktur und Netzanschlüsse werden benötigt.

Die Ziele für 2030 sind nicht zu erreichen, weder in Deutschland noch international, so das Marktforschungsunternehmen Trendresearch.

Zudem stehen viele Anbieter wegen der Kostensteigerungen der letzten Jahre zwischen 30 bis 40 %, steigenden Zinsen, Versorgungsengpässen und Lieferproblemen unter Druck:

  • Im Juni strich Siemens Gamesa wegen massiver Probleme bei installierten Windkraftanlagen an Land und das deutliche Verfehlen des Ausbaus der Offshore-Fertigung seine Gewinnprognose und rechnet mit Mehrkosten von mehr als 1 Mrd. €. Die Aktie brach um 37 % ein.

 

  • Vattenfall stoppte im Juli sein 1,4-GW-Projekt vor England wegen Kostensteigerungen von bis zu 40 %. 2022 hatte Vattenfall die Auktion mit einem Gebot von 43,55 €/MWh Verglichen mit Gestehungskosten von ca. 68 €/MWh (lt. Bloomberg New Energy Finance (BNEF) im 1. HJ 2023) gilt das Gebot als „sehr ambitioniert“.

Bei Vattenfall sind nun weitere Projekte gefährdet. Man werde alle geplanten Windparks in der Norfolk-Zone mit 4,2 GW prüfen.

  • Orsted, größter Offshore-Betreiber der Welt, muß zwischen 0,7 und 2,3 Mrd. Dollar abschreiben, da Projekte wegen Lieferverzögerungen, Inflation und steigende Zinsen zu teuer werden. Die Aktie brach um mehr als 25 % ein.

Ein Projekt vor New York verschiebt sich um ein Jahr, weil der Fundamenthersteller den Liefertermin nicht halten kann. Steuererleichterungen des Inflation Reduction Act (IRA) kommen nicht in erhoffter Höhe. Die US-Zinsen belasten auch Windparks an Land. Noch hält Orsted an den Projekten fest – prüft aber auch den kompletten Stopp.

  • Equinor und BP kündigen für die geplanten Offshore-Windparks mit 3,3 GW vor New York eine Strompreiserhöhung um 54 % an, auf 151 €/MWh – 181 €/MWh

 

  • Auktionen von Texas und Louisiana für Projekte im Golf von Mexiko Ende August führten trotz Subventionen des Inflation Reduction Act (IRA) nur zu einem Angebot.

Im Gegensatz zu staatlich subventionierten Projekten im Nordosten, garantieren Texas und Louisiana keinen festen Abnahmepreis, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie nicht zu gefährden. Hinzu kommen niedrige Windgeschwindigkeiten und das Hurrikanrisiko im Golf.

Zu wirtschaftlichen Problemen kommen ökologische hinzu: Meereswissenschaftler erwarten gravierende Veränderungen in Nord- und Ostsee, die sich weiter erwärmen und versauern werden.

Nicht nur der Klimawandel werde die Meere belasten, „auch die verstärkte Nutzung durch Industrie, Schifffahrt, Militär und für die Energieerzeugung wird sich massiv auf die Ökosysteme auswirken.“ Ein „riesengroßer Akteur“ sind Offshoreanlagen, die die physikalischen Bedingungen verändern. „Die Zirkulation wird sich verändern, das Windfeld wird sich verändern – das hat Auswirkungen auf die Biogeochemie, die Biologie, das Artenspektrum.“, so Corinna Schrum vom Helmholtz-Zentrum Hereon.

Quellen: REUTERS, WirtschaftsWoche, Handelsblatt, REUTERS, Nordkurier/dpa