Die 3 Ds der Energiewirtschaft – Dekarbonisierung, Digitalisierung und Dezentralisierung – setzen sich beständig über die Jahre immer weiter durch. Zum Teil gesetzlich eingefordert, zum Teil durch technische Weiterentwicklungen mit einem interessanten wirtschaftlichen Potenzial, gibt es verschiedene Motivationen für Unternehmen, diesen Weg weiter zu gehen.

Entscheidend ist dabei, den potenziellen Nutzen zu erkennen. Und dies gelingt in den meisten Fällen nur durch einen ganzheitlichen Blick auf das Thema bzw. das bevorstehende Projekt. Hier ist leider immer noch deutliches „Silodenken“ zu erkennen, d.h. Denken in Vertikalen Zuständigkeiten der Unternehmensorganisation. Verantwortliche sind oft in ihren Rollen und den damit verbundenen spezifischen Sichten gefangen. Dieses Problem wird in der Praxis oft erlebbar, wenn Abteilungen sich über Entscheidungen der anderen Kollegen im Unternehmen wundern. Allerdings ist es schwierig, diese Blockade zu adressieren und die rollenspezifische Denkweise rechtzeitig zu öffnen.

In der Beratungspraxis hatten wir kürzlich wieder eine solche Situation, in der eine sehr moderne Lagerhalle, nicht älter als 2 bis 3 Jahre, mit effizienten Energieverbrauchern ausgestattet war. Aus Budgetgründen wurde aber an einer modernen Steuerungstechnik gespart, was aus Einkäufersicht vielleicht eine sinnvolle Entscheidung gewesen sein mag. In der Praxis werden die Lichter und die Hallentemperaturen jetzt weiterhin von Hand geschaltet und digitale Zähler werden monatlich per Hand abgelesen, um die Werte in Listen einzutragen. Hier ist einiges an verschenktem Potenzial – an effizienter Energienutzung und wirtschaftlichem Aufwand – zu beklagen.

Die Chancen der Digitalisierung im Kontext der Energieeffizienz lassen sich oft nur mit dem richtigen Gedankengebäude erkennen und heben. Hier liegt ein großer Vorteil von Energiemanagementsystemen, die genau an dieser Stelle die relevanten Personen – das sogenannte „energiewirksame Personal“ im Norm-Sprech – an einen Tisch bringen und damit isolierte Sichtweisen miteinander verzahnen. In den Runden eines Energieteams und durch die Verankerung in den relevanten Prozessen des Unternehmens werden Strukturen geschaffen, mit denen ein effektiver Austausch sichergestellt wird.

Sicherlich macht es wenig Sinn, alles was möglich ist auch zu digitalisieren. Neben den Investitionen und Aufwände in Software und deren Einführung verursachen auch Datenbereitstellung und deren Management einen Mehraufwand. So begegnen wir in unserer Praxis immer wieder technisch begeisterten Kunden, die bereits einen Großteil des Unternehmens verkabelt und mit Zählern ausgestattet haben. Spätestens, wenn die Flut an gemessenen Daten Überhand nimmt und zu hoher Komplexität führt, steht die Frage im Raum: Wofür brauchen wir eigentlich die vielen Daten? Welche Informationen sind für uns eigentlich relevant? Entscheidend ist es, diese Frage am Anfang des Prozesses zu stellen, eben um zielgerichtet vorzugehen. Dies ist auch in der ISO50001 berücksichtigt worden und dort mit angelegt. Steht der zu managende Fokus fest, dann lässt sich gezielt entscheiden, welche Zähler und weitere Sensoren benötigt werden. Dieser Punkt spielt inzwischen auch schon bei der Beschaffung von neuen Geräten und Anlagen eine Rolle, da hier bereits integrierte Messfunktionen mit vom Lieferanten bereitgestellt werden können, wie z.B. bei modernen Wärmepumpen, die bereits mit einem Wärmemengenzähler ausgeliefert werden.

Um das Digitalisierungsthema im Energiekontext hat sich auch der Gesetzgeber intensiv bemüht, was beispielsweise in der konkreten Ausprägung des §71a GEG zu erkennen ist. Ab einer Heizanlage oder auch Klimaanlage von mehr als 290 kW in einem Nichtwohngebäude ist hier bereits ab Anfang 2025 ein System der Gebäudeautomatisierung vorgeschrieben, und zwar eines, welches die Daten herstellerunabhängig und sektorenübergreifend im Gebäude auswertbar macht. An dieser Stelle bemerkenswert ist die adressierte Einbindung der technischen Lösung in die Organisationswelt eines Unternehmens. Denn laut Gesetz ist eine zuständige Person oder ein Unternehmen zu benennen, die aus den Daten die relevanten Informationen für weitere Verbesserungen herausholt. Dahinter steckt eine wesentliche Erfahrung, dass Digitalisierung nur zum Teil eine technisch Frage darstellt und erst funktioniert, wenn Organisatorische Abläufe die neuen Aufgaben aufgreifen und realisieren. Diese Logik verträgt sich sehr gut mit der Gedankenwelt eines Energiemanagement-Systems nach ISO 50001.

Wir sehen in der Digitalisierung für die Themen von Energieeffizienz und Energiekostenkontrolle ein hohes Potenzial. Viele Unternehmen sind nach unseren Erfahrungen schon gut auf dem Weg. Das ist auch durchaus angebracht, da die bestehenden gesetzlichen Regelungen gem. Vorgaben der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD 2024) weiter verschärft werden und ab 2029 die Grenze der Nennleistung auf 70 kW sinken soll. Es gibt also noch viel zu tun, insbesondere für die Unternehmen, die sich erst jetzt spät auf diesen Weg machen.

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