Stromnetz: Störung im deutschen Übertragungsnetz am 14.08.

Okt 1, 2021 | Energiemarkt

Am sonnigen 14.08. speisten PV-Anlagen mittags 35,4 GW ins Netz ein. Zwischen 19 und 20 Uhr sank die Leistung dann schlagartig von 4,8 GW auf 0,8 GW. Auf Grund falscher Prognosen fehlte plötzlich Erzeugungsleistung. Es wurden die Pumpspeicherkraftwerke aktiviert und Strom importiert, was aber nicht ausreichte. 19.49 Uhr trennte der ÜNB Amprion (ehem. RWE) daher 4 Industriekunden vom Netz (SOL-sofort abschaltbaren Lasten), u.a. die Aluminiumhütte Trimet in Essen. Zwischen 20 -21 Uhr wurden weitere Industrieanlagen in ganz Deutschland abgeschaltet (SNL-schnell abschaltbare Lasten). Die betroffenen Unternehmen wurden im Rahmen des Regelenergiemarktes entschädigt, die Kosten werden auf den Strompreis umgelegt.

Eine Amprion-Sprecherin erklärte „es habe keine Anomalie gegeben“ und man nutze Künstliche Intelligenz, um die Wetterprognosen zukünftig zuverlässiger zu machen. Die Verbände der Chemischen und der Glasindustrie reagierten besorgt und warnten vor Schäden. So können Netzschwankungen oder Kurzunterbrechungen z.B. bei sensiblen Schmelzprozessen zu stundenlangen Produktionsausfällen führen und elektronische Bauteile schädigen.-> Einschätzung ELBE ENERGIE:

  • Die Störfälle im europäischen Stromnetz scheinen in letzter Zeit an Häufigkeit und Schwere zuzunehmen:
    Anfang 2019 hatte ein fehlerhafter TenneT-Netzregler an der deutsch-österreichischen Grenze fast zu einem europaweiten Blackout geführt (vgl. ELBE-ENERGIE Newsletter Februar 2019
  •  Im Juni 2019 (vgl. ELBE-ENERGIE Newsletter November 2020) konnten nur knapp großflächige Stromausfälle vermeiden.
  • Am 08.01.21 wurde wegen einer Störung in Kroatien das europäische Netz in zwei Teile getrennt. Der österreichische Übertragungsnetzbetreiber APG meldete, dass die Störung „das europäische Stromnetz an seine Grenzen gebracht hat.
  • Am 24.07.21 fehlten durch die Trennung der Iberische Halbinsel vom europäischen Stromnetz auf Grund eines Feuers ca. 2,5 GW Stromimporte aus Frankreich. Mehrere hunderttausend Kunden (Spanien ca. 2,35 GW, Portugal ca. 1 GW) wurden abgeschaltet, um einen Kollaps zu verhindern.

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