Freitag, 06.05.: Deutschland chartert vier FSRU-Schiffe

Deutschland unterzeichnet Charterverträge für vier FSRU-Schiffe (Floating Storage and Regasification Units) und möchte Anfang 2023 in Wilhelmshaven das erste davon in Betrieb nehmen. Das Zweite ist ebenfalls 2023 in Brunsbüttel vorgesehen. Für zwei weitere FSRU steht der Standortentscheid noch aus, in Frage kommen Stade, Rostock, Hamburg-Moorburg oder auch Eemshaven (Holland).

Gechartert werden alle FSRU bei Höegh und Dynagas für ca. 3 Mrd. € von der Bundesregierung. Die vier FSRU haben eine Kapazität von zusammen ca. 20 bcm/a. Die Anlage in Wilhelmshaven wird Uniper betreiben, die in Brunsbüttel wohl RWE. In Vorbereitung ist ein «LNG-Beschleunigungsgesetz», das den Bau von Terminals vereinfachen soll. Für den Anschluss von Wilhelmshaven ans bestehende Gasnetz baut der Netzbetreiber OGE eine Anschlussleitung von rund 26 km.

Die Deutsche Umwelthilfe (DHU) hat Widerspruch gegen die Genehmigung des vorzeitigen Baustarts des Terminals Wilhelmshaven eingelegt, die ohne Beteiligung der Umweltverbände erfolgt sei, und den sofortigen Baustopp gefordert. Sie befürchtet, dass ein geschütztes Unterwasser-Biotop teilweise zerstört würde. Auch müssten für den Terminal Stahlrohrpfähle in den Meeresgrund gerammt werden, was hohe Schallemissionen verursache und damit den Schweinswal gefährde.

Dienstag, 10.05.: Ukraine stoppt einen Teil des Gastransits

Die Nowopskow-Verdichterstation der Sojus-Pipeline in der Luhansk-Region (Ostukraine) könne laut dem ukrainischen Netzbetreiber OGTSU wegen „höherer Gewalt“ nicht weiterbetrieben werden. „Russlands Besatzung mache die Kontrolle der Verdichterstation unmöglich.“ Durch den Transit-Stopp können max. 11,9 bcm/a wegfallen – ca. 9 % der über die Ukraine nach Europa transportierten Menge.

Mittwoch, 11.05.: Russland sanktioniert Gazprom-Töchter, Mehrkosten per Umlage ab Oktober

Mit 31 ehemaligen Gazprom-Töchtern, darunter Gazprom Germania (Wingas, Atora), dürfen von russischer Seite keine Geschäfte mehr gemacht werden. Das Speichern von russischem Gas in europäischen Speichern ist verboten. Betroffen sind Speicherbetreiber und der Eigentümer des polnischen Teils der Pipeline „Jamal“. Zuvor hatte Russland die Gaslieferungen nach Polen eingestellt.
Seit 11.05. muß die BNetzA nun als Treuhänderin der Gazprom Germania teures Ersatzgas für ca. 3,5 Mrd. € am Markt beschaffen, um die vertraglich vereinbarte Menge von ca. 3,65 bcm/a an deutsche Stadtwerke und Regionalversorger liefern zu können. Weitere 2,5 Mrd. € kostet das Befüllen des Speichers Rehden mit den fehlenden 3,1 bcm Gas bis 31.10..
Die Mehrkosten sollen ab Oktober mittels Gas-Umlage auf die Energieversorger und damit die Endkunden abgewälzt werden.
Laut neuem Speichergesetz sollen die deutschen Speicher zum 31.10. zu 90 % (Füllstand 10.05. ca. 39 %) gefüllt sein. In Deutschland gibt es 25 Unternehmen, die an 33 Standorten Speicher betreiben. Größter Speicherbetreiber in Deutschland ist Uniper, auf den rund ein Viertel der deutschen Speicherkapazität entfällt. Der größte Einzelspeicher Rehden (ca. 20 % der deutschen Speicherkapazität) wird von der Gazprom-Germania-Tochter Astora betrieben. (Füllstand 02.05.: 0,6 %)

Dienstag, 17.05. Eni, Uniper und Engie eröffnen Zahlungskonten bei Gazprombank

Der französische Energiekonzern Engie und die italienische Eni teilen mit, bei der Gazprombank Konten in Euro zu eröffnen. Italien deckt 95 % seines Gasbedarfs über Importe, davon ca. 40 % aus Russland.
Der neue Zahlungsmechanismus sieht vor, daß Kunden bei der Gazprombank ein „K-Konto eröffnen. Dort werden – wie bisher- die Rechnungen in Euro oder Dollar begleichen, die Bank konvertiert das Geld in Rubel und überweist es an Gazprom.
Die EU-Kommission sieht die Sanktionen nicht verletzt, solange die Beträge in Euro oder Dollar – wie in den Verträgen festgelegt – auf ein Konto bei Gazprom überweisen, und die Transaktion damit als abgeschlossen gilt. Wichtig sei, daß die russische Zentralbank nicht in die Kauftransaktion involviert ist, da sie sanktioniert ist.
Uniper erklärte, daß die Zahlung „wie bei anderen deutschen und europäischen Unternehmen auch“ umgestellt wurde. Ende Mai werde die Zahlung „im Einklang mit dem neuen Zahlungsmechanismus“ erfolgen.

Freitag, 27.05.: Katar möchte Deutschland schon 2024 LNG liefern

Katar möchte ab 2024 über die amerikanische Anlage „Golden Pass“ in Texas (70 % Eigentum von Qatar Energy) LNG nach Deutschland liefern. Ab 2026 solle die katarische Gasförderung (ca. 106 bcm) fast verdoppelt werden.

Samstag, 28.05.: Russische Mehreinnahmen 2021 bei 13,7 Mrd. €

Russland beziffert seine Mehreinnahmen 2021 durch die hohen Energiepreise 13,7 Mrd. €.
BDI-Präsident Russwurm: „Es gehört zur Ehrlichkeit dazu, daß wir einen Stopp der russischen Gaslieferungen auch heute noch nicht verkraften könnten – da sind sich Wirtschaft und Bundesregierung einig.“

Montag, 30.05. Gazprom stoppt Lieferungen nach Holland, Polen, Bulgarien und Finnland

Die niederländische GasTerra teilt mit, daß Gazprom die Lieferungen (ca. 2 bcm/a) gestoppt hat. Zuvor waren Lieferungen nach Polen, Bulgarien und Finnland gestoppt worden.

Dienstag, 31.05.:EU verhängt Teilembargo für russisches Erdöl

EU verhängt Embargo für russisches Öl, das per Schiff eingeführt wird (2019 ca. 96 Mio. t). Ausgenommen ist Erdöl, das über die Druschba-Pipeline in die EU fließt (2019 ca. 40 Mio. t).
Während Deutschland seinen Widerstand gegen ein Embargo Anfang Mai aufgab, stellten sich Ungarn Polen, Tschechien und die Slowakei gegen die Maßnahme, da deren Raffinerien nur russisches Erdöl verarbeiten können und Alternativen aufgrund des fehlenden Seezugangs fehlen. Diese Länder beziehen weiter günstiges Erdöl aus Russland, während die übrigen EU-Länder aufgrund gestiegener Preise deutlich teureres Erdöl aus anderen Quellen kaufen müssen.
Ebenso gescheitert ist der EU-Plan, EU-Schiffen den Transport von russischem Erdöl zu verbieten. Dies verhinderten Malta und Griechenland, die die größten Tankerflotten betreiben. Jetzt werden die Mengen, die nicht mehr von Europa bezogen werden, anderswo zu deutlich höheren Preisen verkauft. Es wird daher ein Verbot von Versicherungen und Rückversicherungen für alle Schiffe erwogen, die russisches Öl transportieren.

Mittwoch, 01.06. Gazprom stoppt Lieferungen an Ørsted und Shell, Uniper zahlt Rechnung

Gazprom beliefert die dänische Ørsted und Shell Energy Europe (max. 1,2 bcm/a) ab 01.06. 6.00 Uhr nicht mehr. Beide haben die April-Rechnungen nicht gemäß des neuen Zahlungsmechanismus bezahlt.